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Elektromobilität  - Lösung und Herausforderung für die Erreichung der Klimaschutzziele

»Elektromobilität kann der Schlüssel zur Erreichung der Klimaschutzziele für den Verkehrssektor sein. Sie bringt aber auch eine Reihe an Herausforderungen mit sich, die es für Automobilhersteller sowie die Energie- und die IKT-Industrie zu meistern gilt.« So beschreibt Dr. Till Gnann seine Arbeit am Fraunhofer ISI. Das Fraunhofer ISI untersucht in zahlreichen Forschungsprojekten unterschiedliche Faktoren und Formen von Elektromobilität und hat über die Jahre ein umfangreiches Know-how entwickelt. In mehreren Forschungsprojekten widmet sich der Experte vor allem Themen wie Mobilitätskonzepten, Nutzerakzeptanz, dem Aufbau der Infrastruktur sowie der Bedeutung der Elektromobilität für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. 

WTSH-Onlineredaktion: Herr Dr. Gnann, welche Rolle spielt die Elektromobilität im Energiesystem der Zukunft? 

Dr. Till Gnann: Die Elektromobilität nimmt eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von CO2- Emissionen im Verkehr ein. Wir gehen davon aus, dass Fahrzeuge an Land zukünftig weitgehend elektrisch fahren werden. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Energiesystem. Auf der einen Seite bedeutet dies einen zusätzlichen Bedarf an Strom aus erneuerbaren Energiequellen und teilweise auch notwendige Lastverschiebungen. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass die Elektrifizierung der Fahrzeuge die Endenergienachfrage des Verkehrs deutlich senken wird. Im Pkw-Verkehr ist eine Reduktion von heute rd. 400 TWh hin zu rd.120 – 150 TWh möglich. Außerdem sind Elektrofahrzeuge Energiespeicher auf Rädern. Damit werden sie langfristig das Stromnetz stabilisieren und mögliche Engpässe abpuffern können.  
 
WTSH-Onlineredaktion: Sie beschäftigen sich mit der Marktdiffusion alternativer Antriebe im Verkehr. Wo stehen wir heute?

Dr. Till Gnann: Mit heutigem Stand liegen wir in Deutschland über die Bereiche Pkw, Busse und Klein-Lkw bei einem Marktanteil von rd. 3 %. Die Neuzulassungen mit reinen Elektrofahrzeugen lagen von Januar bis September diesen Jahres bei 300.000; im Jahr zuvor waren es rd. ein Viertel mehr. Seit dem Wegfall der Förderung hat sich die Zunahme des Bestands also verlangsamt. Wenn wir den Blick über die europäischen Grenzen schweifen lassen, beobachten wir allerdings eine klare Zunahme des Anteils an E-Fahrzeugen. Allein in China wurden im September diesen Jahres rd. 1. Mio. E-Fahrzeuge neu zugelassen.  
 
WTSH-Onlineredaktion: Erleben wir in Deutschland gerade eine Flaute oder die Ruhe vor einem Sturm?

Dr. Till Gnann: Die derzeitige Flaute, als Delle in den Neuzulassungszahlen, gilt es zu überwinden. Förderprogramme könnten dabei helfen. Am Ende sind aber Politik, Hersteller und Energiebranche gefragt, ein stimmiges Gesamtpaket zu liefern, das überzeugt. Strafzölle sind hier nur eine vorübergehende Abwehrreaktion. Wenn europäische Autohersteller sich darauf ausruhen, wird langfristig der Druck auf sie selbst steigen. Dann bestünde die Gefahr, dass Deutschland abgehängt wird – denn schon jetzt spielt in Sachen Elektromobilität die Musik in China. 

Zur Person

Dr. Till Gnann ist Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Er forscht u.a. zur techno-ökonomischen Bewertung von alternativen Antrieben sowie zur Marktdiffusion von alternativen Antrieben im Verkehr. Seit 2020 koordiniert er das Querschnittsthema Elektromobilität. 

Mehr Informationen: https://www.isi.fraunhofer.de/de/themen/elektromobilitaet.html 

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